Welt-Autismus-Tag 2025: Sichtbarkeit für Autist:innen schaffen
Am 2. April 2025 wird weltweit der Welt-Autismus-Tag begangen, ein Tag, der das Bewusstsein für die Belange von Menschen mit Autismus schärfen soll. Dieser von den Vereinten Nationen (UNO) im Jahr 2007 ins Leben gerufene Aktionstag zielt darauf ab, Aufklärung zu betreiben und gesellschaftliche Barrieren abzubauen. Die diesjährige Kampagne steht wiederholt unter dem Motto „Not Invisible“ („Nicht unsichtbar“) und fordert eine Gesellschaft, die Autist:innen nicht übersieht, sondern aktiv einbindet.
Autismus in Zahlen und Fakten
Autismus ist eine tiefgreifende Entwicklungsstörung, die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als angeborene und unheilbare Wahrnehmungs- und Informationsverarbeitungsstörung des Gehirns definiert wird. Autist:innen haben oft Schwierigkeiten in der sozialen Interaktion und Kommunikation, zeigen jedoch besondere Stärken in Bereichen wie Aufmerksamkeit, Gedächtnis und Wahrnehmung.
Schätzungen zufolge leben weltweit über acht Millionen Menschen mit Autismus, in Deutschland sind es etwa 800.000. Diese Menschen verdienen es, gehört und gesehen zu werden, anstatt sich in der Gesellschaft verstecken oder anpassen zu müssen, um nicht aufzufallen.
„Nicht unsichtbar“ – Das diesjährige Motto
Viele Autist:innen fühlen sich gezwungen, ihre Verhaltensweisen zu maskieren, um gesellschaftlichen Erwartungen zu entsprechen. Sei es in der Schule, im Beruf oder im alltäglichen Leben – oft wird von ihnen verlangt, sich anzupassen, anstatt dass ihre Bedürfnisse anerkannt und berücksichtigt werden. Die Folgen sind häufig psychische und physische Erschöpfung.
Gerade in der Schule haben Kinder und Jugendliche im Autismusspektrum oft große Schwierigkeiten, da ihre Besonderheiten nicht sichtbar sind und sie sich maskieren müssen, um nicht aufzufallen. Dies führt dazu, dass ihre Bedürfnisse nicht erkannt werden und sie nicht die Unterstützung erhalten, die sie benötigen. Die dauerhafte Anpassung an die neurotypische Umwelt kann erhebliche Auswirkungen auf ihr Wohlbefinden und ihre psychische Gesundheit haben.
Auch Autist:innen mit höherem Unterstützungsbedarf geraten oft in den Hintergrund der öffentlichen Wahrnehmung. Die Darstellung in Medien konzentriert sich oft auf Hochbegabung oder Spezialinteressen, während Menschen, die im Alltag auf intensive Unterstützung angewiesen sind, kaum Erwähnung finden.
Autismus gilt als „nicht sichtbare Behinderung“, was dazu führt, dass Betroffene und ihre Familien oft mit Unverständnis oder gar Ausgrenzung konfrontiert werden. Eltern erleben abwertende Blicke, wenn ihr Kind gesellschaftliche Regeln nicht einhält, und Jugendlichen wird „Nicht-Wollen“ unterstellt, wenn es sich in Wahrheit um ein „Nicht-Können“ handelt. Erwachsene Autist:innen müssen sich häufig anpassen und dabei ihre eigene Belastungsgrenze überschreiten.
Für die Familien von Autist:innen ist es oft ein langer und steiniger Weg bis zur Diagnosestellung. Auch bis geeignete Hilfs- und Unterstützungsangebote gefunden und installiert sind, vergeht oft leider sehr viel Zeit. Die Herausforderungen und Anforderungen an Eltern und Betreuende sind sehr hoch.
In Cottbus haben Eltern eine Selbsthilfegruppe gegründet. Diese trifft sich regelmäßig in den Räumen von Autismus Cottbus – Fachberatung und Förderung in der Bahnhofstraße 24. Hier können Eltern sich austauschen und sich mit Rat und Tat zur Seite stehen. Erwachsene Autist:innen treffen sich ebenfalls regelmäßig in unseren Räumlichkeiten. Die Termine können bei uns oder bei der Rekis Cottbus erfragt werden.
Gesellschaftliche Verantwortung und Inklusion
Die Sichtbarkeit und Teilhabe von Autist:innen darf nicht auf einen einzigen Tag im Jahr beschränkt bleiben. Vielmehr ist es Aufgabe der Gesellschaft, dauerhafte Strukturen zu schaffen, die Barrierefreiheit und echte Inklusion ermöglichen. Dazu gehört ein besseres Verständnis für die Bedürfnisse von Autist:innen in Bildung, Beruf und sozialen Kontexten sowie die Bereitstellung geeigneter Unterstützungsangebote.
Der Welt-Autismus-Tag 2025 ist ein Appell an Politik, Bildungseinrichtungen, Arbeitgeber:innen und die Gesellschaft insgesamt, Autist:innen nicht unsichtbar sein zu lassen. Erst durch Offenheit, Empathie und ein echtes Interesse an ihren Lebensrealitäten kann ein inklusives Miteinander auf Augenhöhe entstehen.

Wir bieten autismusspezifische Fachberatung, Förderung und Weiterbildung an. Mit unserer Arbeit wollen wir, entsprechend des Mottos des diesjährigen Weltautismustages: “Not Invisible“ – Nicht unsichtbar“, einen Beitrag leisten, auf die Bedürfnisse und Belange von Menschen im Autismus-Spektrum aufmerksam machen, bedarfsgerecht beraten, fördern und unterstützen.